Hülle


Installation
SS 2019

Studierende

Catherine Duboutay


Projektbetreuung

Prof. Eric Lanz


Studiengänge

Freie Kunst


Richtung

Installation
Audiovisuelle Kunst/sound art
Public Art
Interaktive Produktion
Film/Video
Medienkunst


Projekt Art

Bachelor

Catherine Duboutay: Hülle, Bachelor 2019, Foto: Joas Strecker

Der Raum ist behaglich und umschließt den Besucher. Sein Konzept stützt sich auf die Idee des Haut-Ichs. Diese ist ein Bild, welches das Bewusstsein einer Person von sich selbst als Ich, das die psychischen Inhalte umfasst, eingehüllt in das Organ Haut beschreibt. Die Haut ist unser größtes Organ und umgibt den gesamten Körper. Sie bildet die Grenze zwischen unserem Inneren und Äußeren. Sie hält unser Ich, das sich in unserem Inneren befindet zusammen und schützt uns vor äußeren Reizen. So wird sie als elementare Hülle unseres Selbst bezeichnet. Weitere Hüllen in unserem Alltag bilden Kleidung und Wohnräume. Sie alle sollen uns Schutz geben und sind gleichzeitig ein Ausdruck unseres Selbst.

Vor allem Wohnräume sind in unserer Gesellschaft vermehrt zum Rückzugsort geworden. Sie bieten Schutz, vor allem nach und während gesellschaftlichen und politischen Unruhen. Das Phänomen, sich in die eigenen vier Wände zurückzuziehen, nennt sich Cocooning. Die daraus entstandene aktuelleren Trends nennt man JOMO und Hygge. Alle beschreiben den vermehrten Rückzug in das traute Heim. Auch soziale Treffen finden vermehrt zuhause statt, warum die Wohnung auch und vermehrt als Kommunikationsmittel und Spiegel unseres Selbst fungiert.

Durch die Verwendung weicher Materialien, die zwangsläufige Berührung mit den Stoffen und den Kontakt zwischen den einzelnen Besuchern selbst lehnt sich die Installation an einen solchen Cocooning-Raum an. Die Farbe Weiß hingegen soll eine neutrale Stimmung hervorrufen. Sie widerspricht durch ihre Neutralität und krasse Reinheit dem Gemütlichen. Ihr fehlt es an einladender Wärme.
Genauso wie die Hausschwelle, dient die Haut als Grenze vom Äußeren zum Inneren. Grenzen können helfen zu benennen, Schutz zu spenden, ein Gruppengefühl hervorzubringen, aber auch abzutrennen und Ängste wie auch Radikalismus zu fördern. Der eigentlich zu enge Raum gibt dem Besucher ein wohliges Gefühl, doch zur gleichen Zeit wird die Fortbewegung und der aufrechte Gang durch den nachgebenden Boden und die zu niedrige Decke beeinträchtigt. Aus einer anderen Perspektive begrenzt der ursprünglich als so positiv wahrgenommene Raum den Besucher wiederum.

Auch das individuelle Körperbild beruht auf dem Prinzip einer Grenze. Diese kann gestört werden und so zu einer Entpersonalisierung oder einem zerstreuten Ich führen. Massagen und oder Entspannungsübungen können dann als Behandlung diese negativen Grenzen neu definieren. Die Bearbeitung der Körperoberfläche durch Massage oder des Körperbewusstseins durch Entspannungsübungen bringt also wieder Plastizität in die vorherrschenden Grenzen.
 Deshalb wird auf den Bildschirmen der Massage-Akt dargestellt. Dieser spricht vom Kontakt zwischen zwei Menschen. Der direkte Hautkontakt wird jedoch durch die Plastikhandschuhe, die der Masseur trägt behindert.

Die Videos werden auf drei im Raum hängenden Monitoren abgespielt und umgeben den oder die BesucherIn. Die Aufnahmen zeigen jeweils eine Hautfläche, die von zwei Händen behandelt wird und das gesamte Bild ausfüllt. Das Trägermedium des Monitors spiegelt die Glätte und Makellosigkeit des Hautbildes wieder, ist aber im Gegensatz zu diesem weder organisch noch verfügt es über das Taktile der Haut.


In Zeiten der Digitalisierung wird der Tastsinn, der in unserer Haut verwurzelt ist, in Frage gestellt. Nach McLuhan ist der Mensch stärker vom Medium selbst geprägt als von dessen Inhalt. Der Titel seines Buches „The medium is the massage“ sagt genau dies aus. Die Medien prägen die Menschen und die Gesellschaften. Damit man diesen Titel so auffassen kann, muss man das Wort Massage auch als Zustand-änderndes Mittel annehmen. Diese Auffassung erklärt er so, dass der Mensch, der sich eines Mediums bedient, welches immer eine Verstärkung der Sinnes-. Körper- oder Geistesfunktion ist, den Anforderungen, die dieses Medium stellt, gerecht werden muss. Dies erfordert Änderungen, die auf die Sinneswahrnehmung einwirken und soziale Veränderungen mit sich bringen.

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